Vermutlich hast du schon einmal von der SMART – Formel gehört, mit der man seine Ziele wirkungsvoll formulieren kann. Sie ist eine beliebte, aber etwas in die Jahre gekommene Methode der Zielplanung und fester Bestandteil der Managementlehre. Das Akronym beschreibt 5 Eigenschaften, die jedes Ziel haben sollte. Dabei werden jedoch 3 wichtige Aspekte außer Acht gelassen. Zeit also für ein Upgrade…
Wie du vielleicht weißt, bin ich ein bekennender Anhänger der schriftlichen Zielplanung.
Das war nicht immer so. In den letzten Jahren habe ich jedoch oft erlebt, wie schnell es im turbulenten Unternehmer-Alltag passieren kann, wichtige Ziele aus dem Blick zu verlieren.
Abhilfe schafft da bereits diese eine Gewohnheit:
Die Ziele stets schriftlich festzuhalten.
Dafür ist die Nutzung einer einprägsamen Formel natürlich sehr hilfreich. Da mir bei der SMART – Formel aber einige wesentliche Aspekte fehlten, habe ich sie mit der Zeit angepasst und modernisiert.
Das Akronym SMART stand ursprünglich in englischer Sprache für
S = Specific
M = Measurable
A = Actionable
R = Realistic
T = Time-bound
Ich empfehle heute meine erweiterte Version, denn ich finde, wir sollten unsere Ziele nach der cleversten Methode (SMARTEST method) definieren. In deutscher Übersetzung also
S = Spezifisch
M = Messbar
A = Aktionsbasiert
R = Relevant (!)
T = Terminiert
E = Emotional
S = Spannend
T = Teilbar
Der Einfachheit halber – und da vielen die SMART-Formel bereits bekannt sein dürfte – werde ich hier nicht jedes Attribut der ursprünglichen Formel ausführlich erklären.
Bei der SMARTEST – Formel erläutere ich daher nur die Neuerungen.
In einem ersten Schritt habe ich mir erlaubt, die Ursprüngliche Formel so zu ändern, dass das „R“, das ursprünglich für „realistisch“ stand, jetzt einen neuen Begriff repräsentiert: Nämlich das Attribut „relevant“.
Denn wenn wir uns bei der Zielplanung darauf versteifen, dass das Ziel „realistisch“ bleibt, werden wir sehr wahrscheinlich weit unter unseren Möglichkeiten bleiben… Genauere Ausführungen dazu findest du unter dem Punkt 7 („Spannend“).
Jedes Ziel sollte also diese 8 Eigenschaften aufweisen:
1. Spezifisch (Schreibe nicht: „Kochen lernen“ – schreibe besser: „Kochkurs bei W. Müller beenden“)
2. Messbar (Schreibe nicht: „Mehr Geld verdienen“ – schreibe besser: „Meinen Gewinn um 20 % steigern“)
3. Aktionsbasiert (Schreibe nicht: „Gesundheitsbewusster werden“ – schreibe besser: „Täglich Salat essen“)
4. Relevant (in Übereinstimmung mit deinen Lebensumständen, Bedürfnissen und Werten)
5. Terminiert (Schreibe nicht: „Mehr Sport treiben“ – schreibe besser: „30 Min. Joggen, Di. u. Fr. um 7 Uhr“)
6. Emotional
Gerade bei großen und herausfordernden Zielen ist es wichtig, dass du nicht nur festlegst, WAS du erreichen möchtest, sondern dir vor allem bewusst machst, WARUM du es erreichen möchtest.
Zu Beginn eines neuen Vorhabens sind wir ja meist voller Energie und Enthusiasmus, doch schon bald finden wir uns auf dem langen, schwierigen Mittelteil der Strecke wieder.
Dich jetzt allein auf deine Willenskraft zu verlassen, reicht oft nicht aus.
Die psychologische Forschung hat ergeben, dass unsere reine Willenskraft begrenzt ist. Sie ähnelt weniger einem Charaktermerkmal, als vielmehr einem Muskel, dessen Energiereserven irgendwann aufgebraucht sind. Um den Energiespeicher dieses „Muskels“ wieder aufzuladen, benötigen wir die richtigen „psychischen Nährstoffe“:
Dies sind unsere „WARUMS“.
Und hier kommen deine Emotionen ins Spiel!
Deine WARUMS findest du nämlich am besten heraus, indem du dir folgende Fragen beantwortest:
• Warum ist es mir persönlich wichtig, mein Ziel zu erreichen?
• Wie fühle ich mich, wenn ich mein Ziel erreicht habe?
• Wie fühle ich mich, wenn ich mein Ziel nicht erreicht habe?
Formuliere deine WARUMS möglichst so, dass alle Sinne angesprochen werden. Stell` dir dabei vor, was du fühlst, riechst, schmeckst, hörst oder siehst, wenn du dein Ziel erreicht hast.
Notiere dir zu jedem Ziel deine wichtigsten 3 WARUMS, damit du dich immer wieder emotional mit deinem Ziel verbinden kannst.
Meine Liste der wichtigsten 3 WARUMS für mein Ziel „4 mal pro Woche Sport treiben“ sah z.B. so aus:
1. Ich möchte mehr Energie haben und mich wach und frisch fühlen
2. Ich möchte mein Immunsystem stärken und weniger oft krank sein
3. Ich möchte mein Idealgewicht wieder erreichen und attraktiver aussehen
7. Spannend
Die Angst, ein Ziel zu verfehlen, führt häufig dazu, dass wir uns zu kleine Ziele setzen und damit weit unterhalb unserer Möglichkeiten bleiben.
Der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman fand in seinen Forschungen heraus, dass die Aversion gegen Gefühle des Scheiterns und gegen Verluste bei vielen Menschen eine viel stärkere Wirkung entfaltet, als das Verlangen danach, langfristige Ziele und mögliche Gewinne zu erreichen.
Wenn wir diesem – vermutlich archaischen – Muster unbewusst folgen, entwickeln wir uns aber nur wenig oder sehr langsam weiter und konzentrieren uns darauf, den „Status Quo“ zu halten.
„Bleib realistisch“, flüstert uns diese innere Stimme zu und meint damit: „Vermeide das Risiko“.
Hören wir auf diese Stimme, so erreichen wir weniger, als wir eigentlich könnten.
Ich schlage daher vor, ein Ziel sollte nicht im obigen Sinne „realistisch“ gesetzt werden, sonder vielmehr
• herausfordernd
• riskant
• außerhalb der „Wohlfühl-Zone“
• inspirierend
Kurz gesagt:
Dein Ziel sollte spannend sein!
(Damit meine ich übrigens nicht, dass es total illusorisch oder einfach nur „verrückt“ sein sollte…)
8. Teilbar
Wir Menschen sind soziale Wesen. Miteinander in Verbindung zu sein und uns auszutauschen ist uns allen ein wichtiges Bedürfnis. Und nie zuvor war dies leichter, als heutzutage – in den Zeiten von Social Media.
Was liegt also näher, als die Vorteile dieser hochgradigen Vernetzung als Motivationsquelle für die Erreichung deiner Ziele zu nutzen?
Hier 3 Gründe, warum du deine Ziele mit anderen teilen solltes:
1. Höhere Verbindlichkeit
2. Mehr Unterstützung
3. Doppelte Freude
1. Höhere Verbindlichkeit
Wenn du dich öffentlich festlegst, bekommt dein Ziel auch für dich selbst eine höhere Verbindlichkeit.
Dies steigert deine Motivation, „dranzubleiben“, auch wenn es schwierig wird (und das wird es früher oder später immer).
Ich selbst habe diesen Effekt dafür genutzt, um mit diesem Blog pünktlich am 01.06.2020 online zu gehen. Wohl wissend, dass manche Inhalte und Strukturen erst rudimentär vorhanden waren, habe ich einige Wochen vorher das Erscheinungsdatum u.a. per Instagram öffentlich angekündigt. Das war natürlich nochmal ein echter „Motivations-Booster“ für mich, um pünktlich „abzuliefern“.
2. Mehr Unterstützung
Wir alle machen die Erfahrung, dass sich der Weg zum Ziel bisweilen als steiniger entpuppt, als wir ursprünglich dachten. Nicht selten tauchen unvermutet Hindernisse auf, die es zu überwinden gilt.
Und manchmal kämpfen wir mit Gefühlen von Überforderung, Frustration oder Erschöpfung.
Wenn du nicht nur dein Ziel, sondern auch die Schwierigkeiten auf dem Weg dorthin mit nahestehenden Personen teilst (z.B. deinem Team oder deiner Partnerin / deinem Partner), bekommst du oft den notwendigen Zuspruch und die Unterstützung, die dich ermutigen, weiterzugehen und nicht aufzugeben.
3. Doppelte Freude
Geteilte Freude ist doppelte Freude!
Wenn du deine bereits erreichten Schritte, Teilerfolge und Meilensteine auf dem Weg zum Ziel mit jemandem teilen und feiern kannst, ist dies eine wunderbare Bereicherung und Motivationsquelle.
Die gemeinsame Freude über die bereits zurückgelegte Wegstrecke setzt Glückshormone frei, die dir neue Energie für den nächsten Streckenabschnitt liefern.
Tipp:
Sei dir bewusst darüber, mit wem du welche Ziele teilst und wähle Art und Umfang dieser „Öffentlichkeit“ mit Bedacht.
Frage:
Wie planst du deine Ziele? Ist dir eine schriftliche Planung ebenfalls wichtig, oder nutzt du eine andere Methode, die für dich gut funktioniert?
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