In Folge 33 des Business Dojo Podcasts geht es u.a. um diese Themen:

– Was ist eine Systemaufstellung und wie kann sie mir oder meinem Unternehmen helfen?

– Wie wird diese Methode im Business-Coaching angewandt und was sind ihre Vorteile?

– 2 Praxis-Beispiele, die zeigen, wie die Aufstellungsarbeit klare Lösungen bei komplexen Themen vermitteln kann

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Frage:

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Hallo und herzlich willkommen zur Folge 33 des Business Dojo Podcasts.
Ich bin Christof Glade.

Heute geht es um das Thema “Systemaufstellungen im Business”.

Ich werde zuerst die Frage beantworten: Was ist das eigentlich, eine Systemaufstellung und inwiefern kann sie mir oder meinem Unternehmen dabei helfen, bei bestimmten Fragen oder Problemen eine Lösung zu finden?

Und ich werde anhand einiger Praxis-Beispiele versuchen, zu zeigen, wie Aufstellungsarbeit ganz konkret funktioniert und wodurch sie sich von anderen Methoden im Bereich des Coachings oder der Beratung unterscheidet.

Dazu also gleich mehr…

Ja, das ist heute ein ganz besonderes Thema, bei dem ich wohl hier und dort versuchen muss, mich selbst etwas in meiner Begeisterung zu bremsen, damit ich nicht zu sehr - wie sagt ma so schön - vom Hölzchen aufs Stöckchen komme…
Kurz zur Erklärung, falls du diesen Podcast nicht regelmäßig hörst:
Die Aufstellungsarbeit setze ich ja selbst seit vielen Jahren in meiner Arbeit mit Klientinnen und Klienten ein - sowohl in der Persönlichkeitsarbeit, als auch im Business-Kontext - und ich bin nach wie vor einfach begeistert über ihre Wirksamkeit.

Was ist das aber genau, eine Systemaufstellung?

Ganz allgemein gesagt, ist es eine Methode, die im Coaching und in der Beratung eingesetzt wird, um systemische Zusammenhänge und Dynamiken zu visualisieren.

Dieser “Systemische Ansatz” bedeutet also vor allem, dass wir davon ausgehen, dass die verschiedenen Teile eines Systems miteinander in Verbindung stehen und aufeinander wirken.

Dadurch sind wir Menschen sowohl im beruflichen, als auch im privaten Kontext, verschiedenen Dynamiken ausgesetzt, die unser Verhalten und vor allem unsere Gefühle beeinflussen.

Vielleicht kennst du das, dieses Gefühl von “irgendetwas stimmt hier nicht”...
Und insbesondere, wenn wir dann mit unseren analytischen Bordmitteln nicht weiterkommen, wenn wir bereits verschiedenes ausprobiert haben, aber das Problem nicht gelöst kriegen, dann kann eine Systemaufstellung eine sehr gute Methode sein, einmal ganz anders hinzuschauen.

Ein System, das wir uns mit der Aufstellungsmethode anschauen, kann also z.B. ein Team sein, eine Familie, oder auch eine Organisation, wie ein Unternehmen mit seinen verschiedenen Hierarchieebenen.
Auch einzelne Teilbereiche im Business, die eine Wirkung aufeinander haben, wie z.B. das Unternehmen, seine Dienstleistung und seine Kunden, ergeben ein System, dass sich mittels einer Systemaufstellung anschauen lässt.

In einer solchen Aufstellung wird dann also ein wie auch immer geartetes System auf einer Fläche oder im Raum dreidimensional dargestellt. Auch abstraktere Bestandteile, wie Hindernisse, Ziele oder Ressourcen lassen sich so aufstellen.

Man kann dabei übrigens mit Figuren oder auch anderen Hilfsmitteln arbeiten, z.B. mit Stühlen oder mit sogenannten Bodenankern - im einfachsten Falle reicht auch ein leeres DIN-A-4-Blatt aus.
Oder man nutzt echte menschliche Stellvertreter für die einzelnen Elemente eines Systems, also verschiedene Personen, die dann jeweils ein Element verkörpern.

Letzteres, also die arbeit mit Personen als Stellvertreter für einzelne Systembestandteile, das hat nochmal eine besondere Qualität in der Aufstellungsarbeit, denn damit bekommen wir Zugang zu einem Phänomen, das die Aufstellungsarbeit wirklich deutlich abhebt von allen anderen Methoden des systemischen Coachings.

Das werde ich gleich einmal detailliert erklären, denn es ist - wie ich finde - ein sehr faszinierendes Phänomen…

Noch einmal kurz zusammengefasst:
“Aufstellung” bedeutet hier also: Ich Stelle etwas oder jemanden im Raum auf, das heißt, ich gebe ihm einen Platz im Raum und setze ihn damit sichtbar in Beziehung zu den anderen aufgestellten Teilen eines Systems.

Und dadurch werden Strukturen sichtbar, z.B. Organisations-, Team- und Projekt-Strukturen und es werden Verbindungen, Abhängigkeiten und Dynamiken sichtbar.

Es ist also eine Art bildgebendes Verfahren:
Wir bekommen ein klares, sichtbares Bild, z.B. von Nähe und Distanz zwischen den Personen oder Objekten, von der Ausrichtung zueinander, von der Qualität der Beziehung, usw.
Und das gibt uns die große Chance, einmal selbst von außen und mit Abstand auf das System und die Wirkungen der einzelnen Elemente aufeinander zu schauen.

Und wenn wir mit Personen als Stellvertretern arbeiten, dann können wir Zeuge eines recht eindrucksvollen Phänomens werden, dass wir Stellvertreter-Wahrnehmung oder Resonanz-Phänomen nennen.

Wenn ich aus einer Seminargruppe eine x-beliebige Person auswähle als Stellvertreter, sagen wir mal als Stellvertreter für den Abteilungsleiter der Abteilung A der Firma xy. Und danach stelle ich ihm gegenüber einen weiteren Stellvertreter auf als Abteilungsleiter der Abteilung B. Diese beiden stehen also jetzt im Raum und wissen persönlich nichts über Details oder Charaktermerkmale der Personen, für die sie dort stellvertretend stehen.

Und dann geschieht etwas erstaunliches: Die Stellvertreter kommen in Resonanz mit den Gefühlen der Person, die sie stellvertreten und können uns Rückmeldungen geben, wie sie sich dort auf ihrem Platz fühlen.

Das ist ein Phänomen, das sich - und das muss ich an dieser stelle ehrlich zugeben - wissenschaftlich noch immer nicht genau erklären lässt, aber es ist evident.
Die Stellvertreter-Wahrnehmung ist immer wieder erstaunlich exakt und das wird auch von den Klienten, die das ganze ja von außen betrachten, immer wieder so rückgemeldet: Der Klient sagt dann z.B. so etwas, wie:
Stimmt, genau so schief steht mein Abteilungsleiter auch immer da - oder Genau dieses Wort benutzt mein Chef auch ständig, usw.

Die Stellvertreter funktionieren also wie eine Art zusätzlicher Wahrnehmungskanal und geben uns so in einer Aufstellung wichtige Informationen, die uns sonst nicht ohne weiteres zugänglich wären.

Und so werden - zusätzlich unterstützt durch die Mimik, Gestik und - soweit es der Aufstellungsleiter zulässt - auch durch Bewegungen der Stellvertreter unter anderem bestimmte Dynamiken sichtbar, die auf die einzelnen Systemmitglieder einwirken.

Ebenso kann die Qualität der Beziehungen sichtbar werden, oder auch ein problematisches Verhalten oder ungünstige Konstellationen.

Grob gesagt: In einer Aufstellung wird sichtbar, was wirkt.

Wie kann aber nun eine Systemaufstellung zur Lösung eines Problems genutzt werden?

Nun - eine große Chance hin zu einer Lösung liegt darin, dass wir in einem solchen Aufstellungs-Setting Alternativen ausprobieren können, ohne ein Risiko eingehen zu müssen.

Unter Anleitung eines erfahrenen Aufstellungsleiters ist es schnell und einfach möglich, z.B. Umstellungen vorzunehmen und einfach mal zu testen, wie die Wirkung ist.

Wenn wir mit echten Menschen als Stellvertreter arbeiten, können sie uns nach einer solchen Positions-Änderung oder Umgruppierung eine Rückmeldung geben und z.B. sagen, ob sie sich auf der neuen position jetzt besser oder schlechter fühlen als vorher.
Der Coach oder Aufstellungsleiter kann den Klienten fragen, wie er die neue Konstellation erlebt… Ebenso wichtig: Welche Veränderungsideen entstehen beim Klienten und welche neuen Lösungsideen entstehen durch weitere Veränderungen in der Aufstellung?

Die Auswirkungen können in jedem Schritt wieder überprüft und auch gefahrlos rückgängig gemacht werden.
So kann nach und nach eine Art Lösungsbild entstehen, wobei es wichtig ist, zu verstehen, dass dies niemals auf Kosten eines System-Mitglieds geschieht, sonder ein seriöser Aufstellungsleiter immer darauf bedacht ist, dass alle - im wahrsten Sinne des Wortes - auf einem guten Platz stehen.

Die Möglichkeiten der Aufstellungs-Methode sind - wie vermutlich jetzt schon deutlich geworden ist - sehr vielfältig und in ganz verschiedenen Business-Szenarien einsetzbar. Das kann ich gerne anhand von 2 kleinen Beispielen aus meiner Coaching-Praxis noch einmal verdeutlichen… Natürlich habe ich die Details abgeändert, damit niemand erkennbar wird.

So habe ich einmal mit einem Dienstleister gearbeitet, der selbst für einen Großkunden beraterisch tätig war und immer wieder in Konflikte mit diesem Kunden geriet, die er sich rein auf der Sachebene nicht erklären konnte. Von daher blieben auch seine Lösungsversuche und entsprechende Gespräche erfolglos.

In der Aufstellung wählte mein Klient also aus der Gruppe der anwesenden Seminarteilnehmer zunächst je einen Stellvertreter aus für seinen Kunden, für dessen Lieferanten und Mitarbeiter und natürlich auch einen Stellvertreter für sich selbst.

In der Aufstellung wurde schließlich durch die Stellvertreter sichtbar, dass sich der Kunde meines Klienten durch dessen Beratungsmethodik eingeschränkt und bevormundet fühlte und so nicht mehr wie gewohnt den guten Austausch und Kontakt zu seinen Lieferanten gestalten konnte.
Der Stellvertreter meines Klienten hatte sich in der Aufstellung zwischen den Stellvertreter seines Kunden und den Stellvertretern von dessen Lieferanten geschoben. Dadurch war die Verbindung zwischen diesen blockiert.

Im weiteren Verlauf wurde außerdem sichtbar, dass der Kunde meines Klienten eine ganz andere Art von Beratung benötigte und vor allem, dass diese auch seine Mitarbeiter mit einbeziehen musste.
Es stellte sich also letztlich heraus, dass die Auftragsklärung zwischen meinem Klienten und seinem Kunden von Anfang an fehlerhaft war und dass darin der Grund für die späteren Konflikte war. Durch die Erkenntnisse der Aufstellung konnte dies nun zur beiderseitigen Zufriedenheit geändert werden und die weitere Zusammenarbeit verlief danach weitestgehend Konfliktfrei.

Ein weiteres Beispiel kommt aus einer Paarberatung.
Ein Sonderfall, denn es handelte sich um ein Unternehmer-Ehepaar.
Beide waren Gesellschafter-Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens und wollten sich in absehbarer Zeit aus der Geschäftsführung zurückziehen, um mehr Zeit für ihr Privatleben zu haben. Daher suchten sie einen Nachfolger für die Geschäftsführung, wobei der Mann einen Kandidaten aus der Reihe der Mitarbeiter bevorzugte, während die Frau die Anstellung eines externen Geschäftsführers bevorzugte.

Während der Aufstellung zeigte sich, dass der Wunsch-Kandidat des Mannes zwar geeignet gewesen wäre, aber als bisheriger Abteilungsleiter bei seinen Mitarbeitern sehr geschätzt und für das Unternehmen auf dieser Position auch viel wichtiger und kaum zu ersetzen war.

Durch Ausprobieren und Umstellen konnten verschiedene Alternativen - auch mit dem Wunschkandidaten der Frau, ausprobiert werden und das Ergebnis war für das Unternehmerpaar mehr als überraschend.

Es zeigte sich nämlich im Verlauf der Aufstellung, dass weder der Wunschkandidat des Mannes, noch der Wunschkandidat der Frau die beste Lösung für das Unternehmen darstellte, sonder überraschend eine dritte und wesentlich bessere Alternative sichtbar wurde.

Eine sehr erfahrene Mitarbeiterin aus dem Vertrieb zeigte sich sowohl als interessiert, als auch qualifiziert für die Position der Geschäftsführung, war aber bisher gar nicht als mögliche Kandidatin auf dem Radar des Unternehmer-Paares aufgetaucht…

Später stellte sich heraus, dass das an einer persönlichen familiären Verstrickung der Unternehmerin mit der Vertriebsmitarbeiterin lag, die aber auf einem Missverständnis beruhte und sich noch während der Aufstellung auflösen ließ.

Ein gutes Beispiel dafür, wie eng manchmal persönliche, familiäre Themen mit den geschäftlichen Themen verknüpft oder auf unsichtbare Weise verstrickt sind...

Das Ergebnis der Aufstellung - wenn man das so nennen möchte - war also die - bisher völlig im Verborgenen liegende Erkenntnis, dass es eine optimal geeignete Kandidatin für die zu vergebende Geschäftsführer-Position innerhalb des Unternehmens gab, die bisher einfach übersehen wurde. Eine große Chance, die bisher unentdeckt blieb, weil es eine Art blinden Fleck gegeben hatte.

Natürlich beschloss das Unternehmer-Paar, nach unserer Zusammenarbeit, dieser Kandidatin jetzt die nötige Aufmerksamkeit zu schenken und diese neu enbtdeckte und vielversprechende Option zunächst in der Realität auf Herz und Nieren zu prüfen.

Und damit kommen wir auch langsam schon zum Ende dieser Folge.

Bleibt noch zu erwähnen, dass Systemaufstellungen nicht nur in einer Gruppe gut funktionieren, sonder in einem etwas abgeandelten Setting auch im Einzel-Coaching sehr gut einsetzbar sind…

Davon berichte ich gerne noch einmal in einer der nächsten Folgen dieses Podcasts...

Wenn das für dich interessant ist, oder natürlich auch, wenn du einen anderen Themenvorschlag hast, freue ich mich übrigens immer über Anregungen!
Schreib doch einfach einen kurzen Kommentar unten auf der Website zu dieser Folge unter
christofglade.de/podcast33

Themenvorschläge kannst du mir auch gerne per E-Mail senden an
christof@christofglade.de

So oder so - Ich freue mich, von dir zu hören.

Für heute sage ich:
Vielen Dank für´s Zuhören und bis zum übernächsten Samstag!
Denn in 2 Wochen erscheint die nächste Folge des Business Dojo Podcasts...
Bis dahin wünsche ich dir eine produktive Zeit!

[Transkript des Business Dojo Podcasts #033 | www.christofglade.de | © Christof Glade 2021]