In Folge 27 des Business Dojo Podcasts geht es u.a. um diese Themen:

– Die 5 größten Produktivitäts-Mythen

– Wie du sie durch wirkungsvollere Strategien ersetzt

– Was ich genau unter Produktivität verstehe

– Das Zusammenspiel von Produktivität, Effizienz und Effektivität am Beispiel erklärt

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Frage:

Über welche Produktivitäts-Mythen bist du selbst schon gestolpert und was hat dich dabei besonders geärgert?

Bitte poste deine Antwort einfach unten ins Kommentarfeld!

Hallo und herzlich willkommen zur Folge 27 des Business Dojo Podcasts.
Ich bin Christof Glade.

Heute geht es um die Enttarnung der 5 häufigsten Produktivitäts-Mythen…

Dazu werde ich zuerst kurz erläutern, was ich selbst unter Produktivität verstehe und worin der Unterschied liegt zur Effektivität und zur Effizienz. Denn diese Ausdrücke werden gerne mal miteinander verwechselt oder synonym verwendet. Eine kurze Definition des Begriffs Produktivität gibt es also gleich vorab und dann geht´s direkt weiter mit den 5 häufigsten Produktivitäts-Mythen, die uns immer wieder begegnen, vor allem, weil sie fast schon gebetsmühlenartig ständig wiederholt werden. Die möchte ich heute gerne enttarnen, denn wenn du weiterhin an sie glaubst, dann können sie dich unterm Strich viel Zeit und Energie und damit auf Dauer bares Geld kosten…

Weil es heute um ein ganz zentrales Thema dieses Podcasts geht, nämlich um den Begriff “Produktivität”, möchte ich zu beginn kurz erläutern, was ich darunter verstehe. Dabei geht es mir weniger um eine wissenschaftliche Definition, denn ich vermute mal, dass es auch hier unter Wissenschatlern ganz unterschiedliche Meinungen gibt. Ein Geisteswissenschaftler würde das z.B. sicher anders sehen, als ein Wirtschaftswissenschaftler.

Allgemein ausgedrückt, geht es bei der Produktivität um das Verhältnis von Input zu Output. Als Unternehmer investierst du eine gewisse Menge an Zeit und Energie und vermutlich auch andere Ressourcen und möchtest, dass die Ergebnisse aus diesen Investitionen den Einsatz übersteigen, dass also der Output höher ist, als der Input.
Und wenn das so ist, dann arbeitest du produktiv.

Wenn wir diesen Gedanken auf dich als ganzen Menschen erweitern, also deine anderen Lebensbereiche außerhalb deines rein beruflichen Umfeldes mit dazunehmen und wenn wir zusätzlich berücksichtigen, dass Zeit eine klar begrenzte Ressource ist, dann bedeutet persönliche Produktivität vor allem, nicht immer mehr Dinge zu tun, sondern die richtigen Dinge.

Meine persönliche Definition könnte zusammengefasst also lauten:
Produktivität bedeutet, die richtigen Dinge zu tun, um mit der eingesetzten Zeit und Energie die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Die anderen beiden Begriffe, die damit in Zusammenhang stehen und manchmal fälschlicherweise synonym verwendet werden, sind Effizienz und Effektivität.
Kurz erklärt: Effizienz bedeutet, in der gleichen Zeit mehr Dinge zu erledigen.
Und Effektivität bedeutet, eine geeignete Maßnahme zu ergreifen, um ein Ziel zu erreichen.
Das muss also nicht zwingend die am besten geeignete Maßnahme und damit die “effizienteste” Maßnahme sein.

Zur Veranschaulichung ein Beispiel:
Stellen wir uns vor, du bist im Wald und hast etwas Zunder gesammelt, um ein Feuer zu machen.
Als Werkzeug hast du aber nur einen Hammer mit im Gepäck.
Du versuchts, mit dem Hammer auf den Zunder einzuschlagen, in der Hoffnung, dass Funken entstehen, die den Zunder entzünden.
Das funktioniert nicht, denn ein Hammer ist hier schlicht das falsche Werkzeug, es ist nicht geeignet, dein Ziel zu erreichen, nämlich Feuer zu machen.
Also gehst du weiter durch den Wald und hast Glück, denn du triffst auf einen Waldarbeiter und fragst ihn, ob er dir einen Bohrer ausleihen kann.
Du weißt, dass du mit einem Bohrer durch schnelle Drehung genügend Reibungswärme erzeugen kannst, um den Zunder ans Brennen zu bekommen.
Du bekommst deinen Bohrer ausgeliehen und damit werden deine Bemühungen effektiv.
Zwischen deinen Händen drehst du jetzt den Bohrer in dem Zunder, den du auf einem kleinen Brett aus Rinde angehäuft hast und drehst und drehst und mühst dich nach Kräften ab.

Der Waldarbeiter sieht dir zu und ohne zu verstehen, was du da genau machst, fragt er dich freundlich, ob er dir vielleicht seine Handbohrmaschine leihen soll, damit du es etwas leichter hast.
Das nimmst du natürlich dankbar an und jetzt wirst du effizient, da du mit der mechanischen Handbohrmaschine viel weniger Kraft aufwenden musst und sich der Bohrer viel schneller dreht und damit mehr Reibungswärme erzeugt.
Schon steigt etwas Rauch auf und der Zunder beginnt zu glimmen, geht aber immer wieder aus. Und während du dich selbst weiter abmühst und immer schneller Kurbelst, damit endlich etwas Glut entsteht, schaust du zu dem Arbeiter rüber und siehst aus dem Augenwinkel, wie der sich eine Zigarette in den Mund steckt, aus seiner Hosentasche ein Feuerzeug holt und sich die Zigarette damit anzündet.

Klar, jetzt musst du lachen, denn es fällt dir wie Schuppen von den Augen, dass du ihm bisher einfach die falschen Fragen gestellt hast…
Jetzt ist es dir natürlich klar und du bittest ihn darum, dir sein Feuerzeug zu geben, damit du endlich dein Ziel erreichst.
Dein Feuer brennt und jetzt bist du im wahrsten Sinne produktiv geworden, denn du hast endlich das Richtige getan, nämlich um ein Feuerzeug gebeten und konntest so mit einem minimalen Aufwand ein maximales Ergebnis erzielen.

Nach dieser kleinen Begriffsklärung jetzt also zum eigentlichen Thema dieser Folge, nämlich den 5 wichtigsten Mythen, die sich um die Produktivität ranken und die ich kurzerhand enttarnen möchte.

Mythos Nr.1: Zeitmanagement

Genauer gesagt, die Vorstellung, ein gutes Zeitmanagement könnte dir helfen, die wichtigen Dinge zu erledigen.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Das funktioniert so nicht und ich selbst war oft genug enttäuscht, wann immer ich die neuesten Trends des sogenannten “Zeitmanagements” ausprobiert hatte, nur um dann festzustellen: Meinen wichtigen Zielen bringt mich das nur sehr begrenzt näher und trotz aller Zeitmanagement-Methoden blieben am Ende des Tages immer noch soo viele Aufgaben auf meiner To-Do-Liste, die ich wieder nicht geschafft hatte…
Vielleicht kommt dir das auch bekannt vor…

Und klar, was als nächstes passiert, du versuchst härter zu arbeiten, bleibst ein Stündchen länger im Büro, oder auch mal 2…
Und wenn das immer noch nicht reicht, dann nimmst du dir noch etwas Arbeit mit nach hause, denn, klar, du möchtest natürlich Zeit mit deiner Familie verbringen, das ist dir wichtig, aber wenn die Kinder im Bett sind, dann hast du noch ein oder 2 Stündchen…
Also versuchst du dann noch etwas abzuarbeiten und aufzuholen, setzt dich vor deinen Rechner, bis du schließlich ins Bett fällst und trotz allem das Gefühl hast, es reicht nicht... Und manchmal graut es dir sogar schon vor dem nächsten Tag, weil die Bugwelle an Aufgaben, die du vor dir herschiebst, nicht kleiner wird, sondern größer. Denn täglich, ja sogar stündlich kommen neue Aufgaben dazu und dieser Strom an Aufgaben, der reiß0t einfach nicht ab.

Warum hilft hier sogenanntes Zeitmanagement nicht weiter?
Aus zwei Gründen:
Zum einen ist Zeit eine begrenzte Ressource: Wir alle haben davon gleich viel zur Verfügung, nämlich 168 Stunden pro Woche. Diese Zeit können wir uns zwar einteilen, aber wirklich “managen” im eigentlichen Sinne, lässt sie sich nicht.
Denn, wann immer wir versuchen, mehr Zeit für unsere Arbeit zu verwenden, dann stehlen wir sie aus einem der anderen wichtigen Lebensbereiche. Wir gehen einen Handel ein - und den meist auf Kosten unseres Familienlebens, unserer Gesundheit, unserer Beziehungen oder unseres seelischen Wohlergehens.

Der Mythos, ein besseres Zeitmanagement könnte dir helfen, die wirklich wichtigen Dinge zu erledigen, basiert auf einer falschen Annahme:
Das Paradigma, es sei entscheidend, mehr Aufgaben in immer weniger Zeit zu erledigen, stammt noch aus einer Zeit, in der es vornehmlich um die Steigerung der Effizienz von zumeist einfachen Arbeiten ging.
Bei einem vorgegebenen Set an wiederkehrenden und automatisierbaren Tätigkeiten, wie z.B. der Fließbandarbeit, war der Ansatz sinnvoll und hat die Arbeitswelt sogar revolutioniert.

Die hat sich aber in den letzten Jahrzehnten rasant gewandelt.
Und gerade als Unternehmer oder Führungskraft bist du heute vor allem eines:
Ein Wissens-Arbeiter.

Und als solcher bist du täglich einem nicht nachlassenden Strom von ständig neuen Aufgaben und komplexen Herausforderungen ausgesetzt.
Und dabei sind selten einfache und automatisierte Handlungen gefragt, sonder komplexe und kreative Lösungen.
Und um diese zu finden, ist vor allem abstraktes, kreatives und verknüpfendes Denken, sowie tiefgründiges und fokussiertes Arbeiten notwendig.
Diese Prozesse mit Werkzeugen optimieren zu wollen, deren Wirksamkeit auf das Paradigma der Effizienz ausgerichtet sind, wie eben Zeitmanagement-Lösungen, das kann einfach nicht funktionieren.
Vielmehr brauchen wir dafür Werkzeuge, die uns vor allem eines ermöglichen: Nämlich mehr Fokus.

Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde:
Ich hab nichts gegen effizientes Arbeiten, wir alle tun vermutlich im Laufe des Tages Dinge, wo Effizienz einen Beitrag leisten kann, aber es bleibt ein Mythos, dass dir eine Steigerung der Effizienz wesentlich dabei hilft, die wirklich wichtigen Dinge zu tun.

Viel sinnvoller ist es, deine Energie zu managen. Denn die ist flexibel.
Um nicht hereinzufallen auf die Versprechen des Zeitmanagements und dann doch immer wieder Zeit aus wichtigen anderen Lebensbereichen zu “stehlen” und dich damit durch dein fehlendes Energie-Management unbewusst selbst zu sabotieren, dafür empfehle ich vor allem eines:
Setzte deiner Arbeitszeit klare Grenzen.

Ich bin mir bewusst, dass das erstmal unpopulär klingt, denn wir leben in einer Zeit, in der viele dem Kult der Überarbeitung frönen und es gesellschaftlich hochgradig anerkannt ist, die Arbeit über alles zu stellen.
Mein Tipp: Tu das nicht.
Klar, kurzfristig wird es immer mal wieder Situationen geben, in denen die Arbeitszeit überproportionale Berücksichtigung findet, aber auf Dauer wirst du dir ehrlicherweise eingestehen müssen: Das geht nur auf Kosten anderer wichtiger Ziele in meinem Leben und wenn am Ende meines Lebens auf meinem Grabstein gemeißelt steht: Er hat sein Leben der Atbeit gewindmet…. Dann darf ich mich jetzt schon fragen: Ist es wirklich das, was ich unter einem erfüllten Leben verstehe? Ist das wirklich mein wichtigstes Lebensziel, dass ich über alles andere stelle?

Mythos Nr. 2:
Multitasking

Ich glaube ehrlich gesagt nicht einmal daran, dass es Multitasking beim Menschen überhaupt gibt, vielleicht einmal von wenigen Ausnahmen abgesehen.
Und die beziehen sich wieder auf sehr einfache Tätigkeiten, die mehr oder weniger automatisiert ablaufen können. Wenn ich z.B. Geschirr abspüle und gleichzeitig einen Podcast höre, dann mag das als Multitasking durchgehen.

Aber bei den meisten anderen und etwas komplexeren Tätigkeiten ist unser menschliches Gehirn nicht dazu in der Lage, Multitasking zu betreiben. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass wir unsere Aufmerksamkeit im Grunde genommen immer nur auf eine wesentliche Sache richten können.
Mit wesentlich meine ich hier, dass unser Gehirn wirklich an komlexen Zusammenhängen arbeitet, nach Lösungen sucht, neues miteinander Verknüpfen muss, usw.
Also die Art von Tätigkeiten, die wir als Wissens-Arbeiter nun einmal überwiegend ausführen.

Und hierbei ist es eben so, dass immer dann, wenn wir dabei unterbrochen werden, um mal eben zwischendurch eine neue Aufgabe zu erledigen, z.B. ein Telefonat zu führen, dann bleibt, nachdem ich wieder die ursprüngliche Tätigkeit aufgenommen habe, immer ein Teil meiner Aufmerksamkeit bei der unterbrechenden Tätigkeit (also in dem beispiel dem Telefonat) zurück.
Es gibt Studien, die belegen, dass es durchschnittlich bis zu 25 Minuten dauert, bis wir nach einer Unterbrechung wieder die volle Konzentration auf unsere ursprüngliche Aufgabe richten können.

Das heißt, die Fähigkeit des Multitaskings ist ein Mythos - es gibt sie schlicht und ergreifend nicht, da unser Gehirn nachweislich anders funktioniert und wir immer nur zwischen verschiedenen komplexen Aufgaben switchen können, aber diese eben nicht - wie ein computer parallel auf verschiedenen Rechenkernen bearbeiten können.

Mein Tipp: Sorge möglichst oft für Phasen von sogenannter Deep Work, wie Cal Newport es in seinem Buch genannt hat. Reserviere dir also feste Zeitblöcke von am besten 1-2 Stunden in deinem Kalender, in denen du wirklich offline bist und ablenkungsfrei an deinen wichtigen Aufgaben arbeiten kannst.

Kommen wir zu Mythos nr. 3:
Dem intensiven Tracking aller Aufgaben.
Also genauer gesagt zu der Vorstellung, dass du deine Produktivität steigerst, wenn du alle Aufgaben notierst und dann in irgendeiner Form weiter verarbeitest oder verwaltest, z.b. mit Hilfe eines Taskmanagers.

In dem Bereich hat es ja in den letzten Jahren viele Neuerungen, vor allem technischer Art in Form von Apps gegeben, die dann eben als sogenannte Taskmanager benutz werden konnten, um ein effizienteres Werkzeug an der Hand zu haben, als schlichte handschriftliche To-Do-Listen.
Und da kann ich wieder aus eigener Erfahrung sagen, als bekennender Technik-Fan, habe ich da fast alles ausprobiert, angefangen mit einer App namens Things, über das viel komplexere Omnifokus, bis hin zu Todoist, was ich zwar heute immer noch nutze, allerdings nicht zum Tracken von Aufgaben.

Dazu habe ich übrigens auch einen separaten Blogbeitrag geschrieben, da kannst du gerne meine Erfahrung mit Taskmanagern einmal nachlesen, wenn es dich interessiert… Den findest du auf christofglade.de unter dem Titel: “Warum ich meinen Task-Manager nicht als Task-Manager verwende”....
Die große Gefahr, wenn du dem Mythos des Aufgaben-Trackings glaubst, ist einfach folgende: Du wirst selbst zum Taskmanager. Ja, ist mir tatsächlich so passiert, irgendwann habe ich festgestellt, dass ich mehr Zeit mit dem Managen der Aufgaben verbrachte, als mit deren Erledigung und (ausgenommen du bist hauptberuflicher Projektmanager) das steigert natürlich keinesfalls deine Produktivität. Und daher ist und bleibt es ein Produktivitäts-Mythos.

Mein Tipp: Nutze für Aufgaben, die neu auf dich zukommen zuerst die 2-Minuten-Regel:
Bedeutet: Wenn du die Aafgabe tatsächlich für wichtig genug ansiehst, dass du sie erledigen möchtest und sie dauert maximal 2 Minuten, dann schreibe sie nicht auf, sondern erledige sie sofort.

Verzichte auf allzu intensives Tracking deiner Aufgaben, denn dadurch werden sie nicht weniger. Und wenn du ständig mit langen To-Do-Listen zu kämpfen hast, wie das viele von uns täglich tun, dann möchte ich dir die Folge 9 dieses Podcasts empfehlen, denn da geht es darum, wie du ca. 80 % deiner deiner Aufgaben auf deiner To-Do-Liste schlagartig loswerden kannst. Ja - du hast richtig gehört: Ich meine das vollkommen ernst: 80 %. Und das, indem du ADE sagst zu deinen lästigen Aufgaben, also das ADE-Prinzip anwendest. Wie das genau geht, habe ich in Folge 9 erklärt und in den zugehörigen Shownotes der findest du auch eine Checkliste dazu, die du dir kostenlos runterladen kannst, und in der die 3 Schritte erklärt sind, mit denen du deine lästigen Aufgaben loswirst. Zu finden auf christofglade.de/podcast09.

Und damit kommen wir zu Mythos nr.4:
Je knapper deine Kommunikation ist, desto effizienter ist sie

Das ist etwas, das ich oft erlebt habe bei Führungskräften, dieser Gedanke, ich kommuniziere besser kurz und knapp, damit ich mich schnell wieder den wichtigen Dingen zuwenden kann.
Also werde z.B. Anfragen per E-Mail am besten nur in wenigen kurzen Worten beantwortet, manchmal sogar unter Verzicht auf Höflichkeitsfloskeln, wie Anrede oder einen Gruß zum Schluss.
Das mag in seltenen Fällen bei der firmeninternen Kommunikation noch entschuldbar sein, spätestens, wenn das aber in externen E-Mails mit Geschäftspartner oder Kunden geschieht, kann das eine fatale Wirkung haben.

Denn wir Menschen sind nun einmal soziale Wesen und als solche möchten wir mit einem Minimum an Wertschätzung behandelt werden und dazu gehört nun mal eine persönliche Ansprache und möglichst auch eine freundliche Verabschiedung.
Wer möchte schon zum reinen Befehlsempfänger werden oder das Gefühl haben, gar nicht mehr als Mensch wahrgenommen zu werden.
Das kann natürlich besonders schnell bei der schriftlichen Kommunikation passieren, in der insbesondere bei digitalen Textnachrichten, also E-Mails, Slack- Whatsapp- oder Twist-nachrichten oder in Social-Media-Kanälen ja eine gewisse Freiheit herrscht, was den Kommunikations-Stil angeht.
Trotzdem ist es gut, sich bewusst zu machen, welchen Sprach-Stil ich hier wähle, welche Erwartungen vielleicht bei meinem Gesprächspartner bestehen und vor allem, welche Vorkenntnisse er oder Sie hat, um das von mir Kommunizierte auch richtig verstehen zu können.

Eine in diesem Sinne effiziente Kommunikation kann also nicht allein darauf basieren, sich möglichst knapp auszudrücken.
Denn wenn ich den Kontext, die Erwartungen und die Vorkenntnisse des Empfängers außer Acht lasse, erzeuge ich bestenfalls ein längeres Ping-Pong aus Nachfragen und erneut notwendigen Antworten und schlechtestenfalls führt meine zu knappe Information zu Missverständnissen und damit zu fehlerhaften oder sogar ganz ausbleibenden Ergebnissen.

Zusammengefasst:
Eine effiziente Kommunikation darf und sollte auch auf den Punkt kommen. Nicht zuletzt ist es auch ein respektvoller Umgang mit der Zeit des Empfängers, wenn ich mir beim Verfassen einer Nachricht zuerst die Zeit nehme, das Wesentliche zu bedenken und bereits bevor ich schreibe, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und so möglichst große Klarheit zu erzeugen. Das erfordert mein gründliches Nachdenken und somit meine Investition von Zeit. Zusätzlich zu dieser Reduktion auf das Wesentliche sollte meine Nachricht aber alle notwendigen Details enthalten, die zur Ausführung des nächsten Schrittes notwendig sind. Und auch den sollte ich klar benennen.

Und letztlich tue ich gut daran, immer auch die Wertschätzung für den Empfänger der Botschaft zum Ausdruck zu bringen - und sei es nur durch eine persönliche Anrede und eine freundliche Verabschiedung.
Zu knappe Kommunikation kann eben oft genug als “kurz angebunden” verstanden werden und wenn durch eine falsch verstandene Effizienz sogar wichtige Informationen fehlen, führt das langfristig zu einem großen Mahraufwand an Zeit und Energie und schlimmstenfalls zu schlechten Ergebnissen.

Und nun zu Mythos nr. 5
Reaktionsgeschwindigkeit ist wichtig

Gerade in Zeiten, in denen die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben immer mehr zu verschwinden scheinen, ist es bei vielen üblich geworden, auch nach Feierabend noch für berufliche Anliegen verfügbar zu sein. Viele sind bereit, abends noch E-mails zu beantworten, berufliche Telefonate auf dem Handy entgegenzunehmen, usw. Dahinter steht oft der Irrglaube, dass andere das schließlich von mir erwarten.
Und - zumindest in einer bestimmten Phase der eigenen Karriere - schmeichelt es vielleicht auch etwas dem Ego, wenn ich gefragt bin und zu jeder Tages- und Nachtzeit angerufen werde.

Ich gehe jetzt aber mal davon aus, dass du über diesen Punkt längst hinausbist und weißt, wie wichtig und begrenzt deine Zeit ist und dass du gut daran tust, anhand übergeordneter Ziele zu entscheiden, wofür du deine Zeit einsetzt und warum es sich lohnt, klare Grenzen zu setzen.

Reaktionsgeschwindigkeit auf eine Anfrage von außen ist meinere Erfahrung nach als Führungskraft überraschend selten von entscheidender Bedeutung. Einzige Ausnahme: deine Stellenbeschreibung sieht dies explizit so vor, also, z.b. wenn du Kommunikationsmanager oder Leiter des Kundenservice bist.
In allen anderen Fällen reicht fast immer eine Antwort innerhalb von 24 oder sogar 48 Stunden… Versuche hier ruhig einmal, mit deiner eigenen Schmerzgrenze zu experimentieren und zu schauen, ob dein Gegenüber wirklich bereits nach wenigen Stunden nachfragt, warum du noch nicht antwortest…

Du wirst vermutlich feststellen, dass das oftmals gar nicht so erwartet wird und kannst außerdem die Erfahrung machen, dass du deine Kommunikationspartner auch in einem gewissen Rahmen erziehen kannst. Wenn du regelmäßig auf bestimmte Anfragen z.B. erst nach 48 Stunden antwortest, wird sich dein Gegenüber daran gewöhnen. Und du kannst dich ebenfalls dafür entscheiden, die Erwartungen anderer an deine Reaktionsgeschwindigkeit im Vorfeld bewusst selbst zu setzen. Wenn du z.B. auf der Unternehmenswebsite klar kommunizierst, dass auf Anfragen zum Thema XY in der Regel binnen 48 Std. geantwortet wird, weiß der Anfragende, womit er zu rechnen hat und ist auch nicht enttäuscht, wenn es dann tatsächlich 48 Std. dauert.

Für dich als Unternehmer ist es entscheidend, deinen eigenen Prioritäten den Vorzug zu geben und nicht in einen Reaktions-Modus zu geraten, der den Priotäten anderer gehorcht.
Es ist also ein Mythos, dass eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit ein Zeichen für gesteigerte Produktivität ist. Das GEgenteil ist richtig.
Um an deinen wichtigen Aufgaben arbeiten zu können, darfst du gar nicht immer auf alles schnell reagieren.. Vielmehr solltest du sogar generell die eigene Verfügbarkeit für andere klar begrenzen.

Daher mein Tipp:
Nutze - wann immer möglich - asynchrone Kommunikation und erwarte auch von deinen Mitarbeitern nicht, jederzeit sofort verfügbar zu sein.
In der heutigen Zeit der rasanten Kommunikationsgeschwindigkeit via E-Mail, Whatsapp, oder Slack sind wir alle in Gefahr, “always on” zu sein und vermeintliche Erwartungen an unsere Reaktiongeschwindigkeit unreflektiert zu erfüllen und damit eine Spirale in Gang zu setzen und unsererseits sofortige, beinahe synchrone Antworten zu erwarten.
Mit asynchroner Kommunikation kannst du dem einen Riegel vorschieben und dir selbst und deinen Mitarbeitern ein fokussiertes Arbeitsumfeld erschaffen, in dem es möglich ist, auch für längere Zeitabschnitte ungestört und mit der notwendigen Konzentration an wichtigen und den großen Zielen dienenden Aufgaben zu arbeiten.

Dabei kann dir übrigens auch eine bewusst geplante persönliche Kommunikationsstrategie sehr gute Dienste leisten. Wie du dir die schnell erarbeiten kannst, darüber habe ich in Folge 21 gesprochen - wenn du die noch nicht kennst, möchte ich sie dir zu diesem Thema sehr ans Herz legen. Du findest sie unter christofglade.de/podcas21.

Und jetzt noch einmal die wichtigsten Punkte dieser Folge kurz zusammengefasst:
Heute ging es darum, die 5 größten Produktivitäts-Mythen aufzudecken und sie durch wirkungsvollere Strategien zu ersetzen.
Diese 5 Mythen, die sich nach wie vor um das Thema Produktivität ranken und die ich - hoffentlich - nachvollziehbar entkräften konnte, waren:

Mythos Nr. 1: Zeitmanagement

Mythos Nr. 2: Multitasking

Mythos Nr. 3: Intensives Tracking von Aufgaben

Mythos Nr. 4: Knappe Kommunikation

Mythos Nr. 5: Hohe Reaktionsgeschwindigkeit

Ja, vielleicht ist dir ja selbst auch schon der ein oder anderen Mythos zum Thema Produktivität über den Weg gelaufen, oder du bist sogar eine Zeit lang selbst darauf hereingefallen und hast dich anschließend darüber geärgert, dass dieser Mythos von irgendwelchen selbsternannten Gurus im Netz - oder wo auch immer - ständig weiter verbreitet und aufrechterhalten wird.

Dann schreib doch gerne einen Kommentar dazu und erzähl uns von deinem Lieblings-Produktivitäts-Mythos - ich bin gespannt, was dir da bereits begegnet ist und wie du damit umgegangen bist.

Gerne also als Kommentar unten auf der Website zu dieser Folge unter christofglade.de/podcast27.
Oder auch einfach per E-Mail an mich, also an christof@christofglade.de.

So oder so - Ich freue mich von dir zu hören!
Für heute sage ich: Vielen Dank für´s Zuhören und bis zum nächsten Samstag, denn dann erscheint - wie immer - die nächste Folge des Business Dojo Podcasts.Bis dahin wünsche ich dir eine produktive Zeit!

[Transkript des Business Dojo Podcasts #027 | www.christofglade.de | © Christof Glade 2021]