Ein Tagebuch zu schreiben ist…


 „… total altmodisch“ – finden die einen.

„… gut, um seine Gedanken zu sortieren“ – entgegnen die anderen.

„… eine der besten Methoden, aktiv für Glück und Zufriedenheit zu sorgen“ – sage ich.

Insbesondere dann, wenn du dich bewusst dafür entscheidest, den richtigen Fokus zu setzen. Wie dir dies am besten gelingt und wie dich ein einfaches „Glücks- und Erfolgstagebuch“ dabei sofort unterstützen kann, erfährst du hier.

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da ging es mir so: Ich startete in den Arbeitstag, absolvierte meine Termine, hakte im Laufe des Tages einige Punkte auf meiner To-Do-Liste ab und verschob die nicht geschafften auf den nächsten Tag. Zunehmend fühlte ich mich, als wäre ich in einem Hamsterrad gefangen.

Häufig kam ich abgehetzt nach Hause, wo meine Familie bereits auf mich wartete und mit ihr weitere Aufgaben und Herausforderungen des Alltags… 

Wenn ich dann spätabends schließlich erschöpft im Bett lag, fühlte ich mich oft unzufrieden. Meine Gedanken kreisten um die unerledigten Aufgaben des Tages, die nicht erreichten Ziele und die fehlende Zeit und Energie für meine Familie.

Mein mentaler Fokus lag auf dem Mangel.

Und daher fühlte ich vor allem eines (du ahnst es?) : Den Mangel.

Mangel an Fortschritt meiner beruflichen Projekte, Mangel an Energie, Mangel an Verbundenheit und Austausch mit meinen Liebsten, usw., …

Zusammenfassend gesagt: Mangel an Glück und Zufriedenheit.
Und immer wieder tauchte die Frage in mir auf: „Was habe ich heute eigentlich geschafft?“ Und meine Antwort darauf war häufig: „Zu wenig!“

Langsam spürte ich, dass ich drauf und dran war, in einen Teufelskreis der Unzufriedenheit zu geraten.

Interessanterweise passierte dies alles zu einer Zeit, in der die Quartalsergebnisse meiner Firma ausgesprochen gut waren und es auch privat keine besonderen Probleme gab.

Es schien also eine Diskrepanz in meiner Wahrnehmung zu geben. Auf der einen Seite konnte ich wahrnehmen, dass die „äußeren Umstände“ offensichtlich „in Ordnung“ waren, während ich auf der anderen Seite am Ende des Tages vor allem die oben beschriebenen Mangelzustände wahrnahm.

Was, wenn es mir gelingen könnte, den Fokus meiner Wahrnehmung zu ändern?

Ich fasste einen Entschluss und startete ein Selbst-Experiment:

Für einen Zeitraum von 30 Tagen reservierte ich mir täglich vor dem Schlafengehen 15 Minuten Zeit. Ich „verordnete“ mir, systematisch über meine täglichen (kleinen und größeren) Erfolge und Glücksmomente nachzudenken. 

Dabei stellte ich schnell fest, dass mir der Umgang mit dem Begriff „Erfolg“ verhältnismäßig leicht fiel. Vermutlich geht es fast jedem Geschäftsführer so – schließlich sind wir es gewohnt, Erfolg (zumindest den geschäftlichen) zu definieren und zu messen.

Schwieriger wurde es hingegen beim Thema „Glück“. Ich bemerkte schnell, dass ich hier keine besonders klare Definition zur Verfügung hatte.
Aber durch mein tägliches Selbstexperiment war ich sozusagen gezwungen – zumindest für einige Minuten – über die Frage nachzudenken, was „Glück“ für mich persönlich bedeutet. Eine Frage, die – nebenbei erwähnt – die Menschheit seit tausenden von Jahren beschäftigt…

Bereits vor ca. 2300 Jahren definierte der griechische Philosoph Epikur „Glück“ als „Freiheit von Mangel“.

Wie gelingt es uns aber nun am besten, nicht den Mangel, sondern die Phasen der Abwesenheit dieses Mangels in den Blick zu nehmen?

Mir gelang dies durch die Verdichtung der Thematik auf vier einfache Fragen. Und durch die tägliche schriftliche Beantwortung dieser Fragen. So entstand mit der Zeit eine tägliche Routine und mit ihr mein persönliches „Glücks- und Erfolgstagebuch“.

Mein Fazit:

Um ehrlich zu sein: Ich habe durch das tägliche Tagebuchschreiben noch immer keinen Zustand von andauernder Zufriedenheit erlangt.

Aber das abendliche Grübeln und die Beschäftigung mit Mangelzuständen nahmen bereits nach wenigen Wochen deutlich ab und verschwanden schließlich nahezu vollständig. Über die Jahre konnte ich noch viele weitere positive Effekte feststellen.

Die wichtigste Erkenntnis dabei war folgende:

Durch die bewusste tägliche Fokussierung der Wahrnehmung auf das Positive (Erfolge, Glücksmomente) steigt nicht nur die Menge des persönlich empfundenen Glücks, sondern das Glück scheint sich dadurch tatsächlich aktiv vermehren zu lassen.

Die in dir begonnene Veränderung der Wahrnehmung verändert auf lange Sicht nicht nur dein Denken, deine Gefühle und dein Verhalten, sondern auch deine Wirkung auf andere. Du strahlst es einfach aus und beginnst, dein Glück zu teilen.
Und so bewahrheitet sich schließlich der Satz: „Geteiltes Glück ist doppeltes Glück“!

Hier also die 5 wichtigsten Gründe, warum ein „Erfolgs- und Glücks-Tagebuch“ definitiv ein Gewinn für dich sein wird:

Du handelst pro-aktiv, indem du den eigenen Fokus nicht auf den Mangel, sondern auf die Fülle richtest. Dadurch spürst du deine Selbstwirksamkeit und lässt dein persönliches „Glück“ sichtbar werden

Jeder größere „Erfolg“ besteht aus einer Kette von kleinen „Teilerfolgen“. Wenn du auch auf die kleinen Schritte und die dadurch bereits zurückgelegte Wegstrecke achtest, wirst du zufriedener sein, als wenn du nur die fehlende Strecke bis zum Ziel betrachtest.

„Glück“ wird häufig als ein „flüchtiger Zustand“ beschrieben. Dabei hängt das Erleben von „Glück“ nicht unbedingt von Handlungen ab, sondern ist vielmehr eine Frage der Wahrnehmung. So kann auch eine winzige, scheinbar nebensächliche Beobachtung, wie z.B. die Schönheit eines auf einem Zweig sitzenden Rotkehlchens, ein Glücksgefühl auslösen. Durch das Aufschreiben kannst du dich erneut mit dem ursprünglichen Gefühl verbinden und deinen „Glücksspeicher“ sozusagen „aufladen“.

Du wirst zunehmend feststellen können, dass Erfolg und Glück auch darin bestehen können, Anderen etwas Gutes zu tun – probier es gleich einmal aus!

Ein besonders wirkungsvolles Mittel, erlebtes Glück zum Ausdruck zu bringen, ist Dankbarkeit. Frage dich, wofür du heute dankbar bist und du spürst sofort die „glückssteigernde“ Wirkung!

Meine Empfehlung:

Starte noch heute mit einem einfachen Erfolgs- und Glückstagebuch und nimm dir täglich ca. 15 Min. Zeit dafür. Dies kann auch ein wichtiges Element in deiner Abend-Routine werden (dazu erscheint demnächst ein eigener Artikel).


Beginne zuerst damit, jeden Tag die folgenden 4 Fragen stichpunktartig zu beantworten – später kannst du nach Belieben eigene Fragen ergänzen:

• Was habe ich heute erreicht?

• Was habe ich heute Gutes getan?

• Was habe ich heute dazugelernt?

• Wofür bin ich heute dankbar?

Frage:

Wofür bist Du gerade jetzt, in diesem Moment, besonders dankbar?

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